Der Blog macht Pause. Im Februar geht es weiter.
Wir wünschen allen eine gute Zeit.
Eine-Welt-Laden für Lebensmittel, Geschenkartikel, Kleidung in Soest
«Wir lassen unser Obst lieber verfaulen»
So titelt die taz einen Artikel vom 14. September 2024 über die Tomatenernte in Italien und beschreibt darin die Situation der Produzenten und der Arbeitsmigranten aus Afrika.
Ohne Aufenthalts- oder Duldungspapiere und ohne Gesundheitsversorgung sind die Migranten ihrem Leben in den schäbigen Behausungen auf einem verlassenen Flugfeld ohne Strom und fließendes Wasser oder gar Toiletten völlig ausgeliefert. Die 3000-8000 meist Männer, arbeiten für 30 Euro am Tag 10 Stunden auf den Tomatenplantagen.
Für die Dumpingpreise sind 4 Konzerne, die 85 Prozent des deutschen Lebensmittelhandels beherrschen, maßgeblich verantwortlich – Edeka, Lidl, Rewe und Aldi.
Diese drücken die Preise für die Erzeuger unter die Produktionskosten, daraus folgen die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse und Dumpinglöhne, denen wiederum die Arbeitsmigranten ausgesetzt sind, denen am Ende sogar zu wenig Geld zum Leben auf dem verlassenen Flugfeld bleibt.
Als Druckmittel der Konzerne, ihr Preisdiktat und ihre, oft einseitig veränderten Konditionen zu akzeptieren, dient die drohende Auslistung. Dann würde eben im Ausland eingekauft.
Dafür sind Tomatenmark und -konserven im Einzelhandel meist billig zu haben.
Die Initiative «Konzernmacht beschränken» fordert schon lange Maßnahmen von der Bundesregierunge und vom Kartellamt gegen die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels.
Selbst die Monopolkommission weist auf diese problematischen Entwicklungen in den Lebensmittellieferketten hin, in der Preise unter den Produktionskosten zunehmend Realität sind. So ist auch in eine Oxfam-Studie nachzulesen, Produzenten von Frischeprodukten seien besonders stark von unlauteren Handelspraktiken betroffen.
Das Gute ist: Es gibt Alternativen, um auch als Konsument*innen nicht Teil dieses Handels zu sein: über den direkten Handel zwischen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen.
Hier kommt Sofair ins Spiel:
Der Weltladen bietet bereits im dritten Jahr Orangen aus Rosarno an. Der Verein SOS-Rosarno dient dabei als Mittler zwischen Produzent*innen, Arbeiter*innen und Verbraucher*innen. Faire Preise führen zu fairen Löhnen.
Am nächsten Dienstag erreicht Soest die erste Lieferung. Anfang nächsten Jahres folgen zwei weitere. Unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sind sie zu bestellen.
Fairer Handel für Artenschutz
Am 3. November ging die COP16-Konferenz zum Schutz der Biodiversität in Cali in Kolumbien zu Ende. Woher Geld für den Artenschutz kommt und wie Kontrollen durchgeführt werden sollen, wurde nicht geklärt.
Immerhin gab es einen großen Erfolg für indigene Gemeinschaften.
Sie erhalten einen permanenten Ausschuss, mit dem sie stärker in Entscheidungen über den Naturschutz einbezogen werden. So hätten die Vertragspartner erkannt, dass all ihr Wissen, ihre Innovationen, ihre Technologien und ihre traditionellen Praktiken ständig benötigt würden, zitiert die taz am 4. November Camila Romero, Indigenenbeauftragte aus Chile.
Was Fairer Handel leisten kann
Fairtrade Deutschland sieht im fairen Handel einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität, die neben der Klimakrise eine besondere Herausforderung für die Menschheit bedeutet.
Der Faire Handel orientiert sich an den Grenzen des Planeten. Er erkennt die Bedeutung von Kleinbäuer*innen für Ernährungssicherheit an. Diese tragen durch ihren Anbau zur Arterhaltung bei. Der faire Handel unterstützt die Landwirt*innen dabei, Agroforstsysteme weiter zu entwickeln, darin gehen Landwirtschaft und Forstwirtschaft zusammen. Agroforst bildet sozusagen ein landwirtschaftliches Ökosystem, das in die Umgebung integriert ist, also als Teil der Umwelt, nicht als ihr Gegenspieler.
In einem gesunden Ökosystem herrscht ein Gleichgewicht der Arten, das verträgt keine Eingriffe durch Pestizide. Es zu nutzen erfordert Kenntnisse.
Faire Preise für die Produzent*innen und faire Löhne für Arbeiter*innen machen verantwortungsvolles Handeln möglich, erhält die Arten und sichert unsere Ernährung.
Fairer Handel übernimmt Verantwortung und dient so allen.
Anidaso heißt Hoffnung
– und die ermöglichen Gabriel Cudjoe, seine Frau Caroline und seine Mutter 15-20 Straßenkindern in einem Kinderhaus in Accra in Ghana. Finanziell werden sie vom Verein Anidaso aus Lippetal unterstützt.
Über die Arbeit von Anidaso e.V. berichtete Frau Kröner letzte Woche im Weltladen.
Der Verein gehört zu den Spendenempfängern des Weltladens. Jedes Jahr werden die Gewinne aus dem Verkauf an Organisationen gespendet, gerne auch mit Verbindung zu Soest.
Wie alles beginnt
Pastor Horst Klabes und Ursula Nippel begegnen Mutter und Sohn in Accra, die Kinder in ihrem Haus aufnehmen, die sonst auf der Straße leben. Das Haus bietet ihnen zwischen den vier Wänden Schutz, den sie auf der Straße nicht finden. Die Wohnsituation ist so beengt, dass fast alles unter freiem Himmel stattfindet: Kochen, essen, waschen, Hausaufgaben erledigen. Geschlafen wird auf Teppichen. Die Kinder finden dort aber etwas, was sie auf der Straße entbehren müssen: regelmäßiges Essen, einen sicheren Schlafplatz und Zuwendung. Geld vom Staat gibt es für eine solche Einrichtung nicht.
Dafür engagieren sich Pastor Klabes und Ursula Nippel nach ihrer Rückkehr nach Deutschland. Spenden werden gesammelt, ein Verein gegründet und im Kinderhaus wird eine Toilette und eine Dusche installiert. Den Bau des neuen Kinderheims erlebt Pastor Klabes nicht mehr, der bei einem Autounfall sein Leben verliert.
Doch die Arbeit geht weiter
Im März 2016 wird das neue Haus bezogen, mit einer Küche, Etagenbetten, Tischen und Stühlen. Auf dem benachbarten Grundstück entsteht ein Außengelände, auf dem getobt, gespielt und alles gemacht wird, was Kinder im geschützten Raum tun können. Eine Mauer um das gesamte Geländer herum macht diesen Schutz nach innen spürbar und nach außen sichtbar.
Vor dem Haus steht ein 4000 Liter fassender Wassertank, der befüllt werden muss, sobald mal wieder Wasser durch die Rohre fließt, bevor es wieder abgestellt wird. Auch auf den unregelmäßig fließenden Strom müssen sich die Menschen einstellen.
Volontärinnen unterstützen bei der Betreuung, bei den Hausaufgaben und beim Aufspüren des individuellen Talents.
Diese drei Menschen schaffen mit ihrem Engagement Lebenschancen für die Kinder, die sie sonst nicht hätten. Sie bieten ihnen Obdach, Sicherheit und Zuwendung und die Liebe, die Kinder brauchen, um in ein selbstbestimmtes Leben zu finden. Alle absolvieren die Schule, eine Ausbildung und können so für sich selber sorgen.
Die Verantwortung ist hoch, diese Arbeit langfristig durch Spenden zu sichern. Das überzeugte Engagement des Vereins ist es auch.
Wie wäre es, wenn diese Lebenschancen allen Kindern auf die Weise, die jeweils notwendig ist, zuteil würde.
In dem Eintrag vom 04.09. ging es schon einmal um das EUDR-Gesetz zur EU-Waldschutzverordnung – das seit einem Jahr mit einer Übergangsfrist bis zum Ende dieses Jahres gilt. Nun wird verwässert, um den Akteuren mehr Zeit für die Umsetzung zugeben, die wir nicht haben.
EU-Lieferkettenentwaldungsgesetz – die Fortsetzung
Die Entwaldungsverordnung sieht vor, dass Produkte wie Kaffee, Holz, Soja, Kakao und Palmöl in der EU nur noch verkauft werden dürfen, wenn dafür keine Wälder abgeholzt werden. So soll die Abholzung im Amazonasgebiet gebremst werden. Bauern und Kaffeeröster in Deutschland, EU-Politiker und Konzerne aus Lateinamerika protestierten gegen das Gesetz: Die Vorbereitungszeit sei zu kurz.
Nun schlägt von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin die Verschiebung auf Ende 2025 und für Kleinunternehmen auf Ende 2026 vor. Dabei beugt sie sich dem Druck der Lobbyisten und dem einiger EVP-Mitglieder in der EU. Außerdem haben sich die Mercosur-Staaten – ein Wirtschaftsbündnis von lateinamerikanischen Staaten – beschwert. Die EU greife tief in die Wirtschaft der Länder ein. Die Unternehmen seien nicht ausreichend vorbereitet.
Fairtrade Deutschland begrüßt das Gesetz, sagt aber, es gehe nicht weit genug. Umso fataler ist es, es zu entschärfen.
Fairtrade Deutschland fordert die Europäische Kommission, die Mitgliedstaaten und die Unternehmen zur engen Zusammenarbeit mit den Produzent*innen auf, die Organisationen und Kleinbauern zu unterstützen, die die Vorschriften erfüllen müssen. Dabei dürften die Kosten nicht auf den Anfang der Lieferketten abgewälzt werden. Außerdem fordert Fairtrade Deutschland die Europäische Union auf, Bäuerinnen und Bauern laufend einzubeziehen und sich an sie zu wenden, damit sie nicht wegen fehlender Ressourcen vom EU-Markt ausgeschlossen werden.
Risikoanalyse und Geomapping kosten Zeit und Geld. Im Fairen Handel wird seit jeher auf den Warenpreis eine Prämie bezahlt, die die Produzenten für Investitionen unterstützt.
Außerdem gibt es den HREDD-Support-Fond (Human Rights and Enviromental Due Diligence), der unterstützt und finanziert wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in Kooperation mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Wie wäre es, wenn Unternehmen auf ähnliche Weise einen Fond schaffen, der die Belastungen auf alle gerecht verteilt?